Liga der superlativen Gentlemen
Chet Philipps von ChetArt hat eine altehrwürdige Idee in die großartige Tat umgesetzt. The Union of Superlative Heroes sind die Steampunk-Variante verschiedener Superhelden-Gruppen wie Justice League oder The Avengers. Mal abgesehen von der Tatsache, dass man auch hier nicht auf die obligatorischen Schweißerbrillen verzichten konnte, macht die Idee einen großen Spaß: 20 Superhelden im Geschmack des 19. Jahrhunderts, jeder von ihnen eine Remineszenz an bekannte Figuren von DC oder Marvel. Und Chet beschränkt sich dabei auch nicht aufs Artwork, sondern entwirft sogar eine kleine Geschichte drumherum.
Herausgekommen ist dabei eine Liga der superlativen Gentlemen, die so klingende Namen wie Stupendous Man oder Empress Amazonia tragen. Schön sind auch Arachno Kid, Prince Aqueous oder Lord Wolverton. Drüben im Blog werden ein paar von ihnen vorgestellt, und ich bin mal so frei hier zwei Bilder meiner Favoriten zu verlinken.
Le Marquis le Bat
Das ist also Le Marquis le Bat.
Ein französischer Erfinder, der mit technischen Hilfsmittel das Böse von der Welt tilgen möchte: Ein Technokrat, wie er im viktorianischen Buche steht. Jules Verne mit Vigilanten-Trauma. Diese Batman-Reminiszenz funktioniert für mich deshalb so gut, weil Batman sowieso ein sehr dampfpunkiger Superheld ist. Das hat übrigens auch Warren Ellis erkannt. Er hat neulich einen Wettbewerb mit dem Thema “Steampunk-Batman” ausgerufen. Und soweit hergeholt ist diese Verschränkung von Batman und Dampfzeitalter ja nicht. Das liegt natürlich einerseits an der ganzen Neogotik, die in Gotham so wunderbar die Stimmung verdüstert. Andererseits denke man auch mal an The Shadow, der ja bei Bob Kanes Ur-Batman Pate gestanden hat. Ein dunkler Millionär mit Mantel, Schlapphut und zwei Schießeisen, der Verbrecher jagt. Dessen filmische Menschwerdung durch Alec Baldwin ist zwar nur ganz nett, trifft aber den gefühlten Steampunk-Ton der Vorlage sehr gut. Insofern ist Marquis le Bat gewissermaßen ein postrezeptionäres Prequel (das Wort habe ich grade erfunden), weil es den Stil des Vorbilds mit der zeitgemäßen Version verheiratet und das ganze in die Vergangenheit zurück behauptet. Ich denke, dass Chet Phillips genau diesen Gedanken am Schreibtisch gehabt hat. Oder auch nicht. Jedenfalls ist die Umsetzung toll.
Flatiron Knight
Sein deutsches Pendant ist übrigens The Flatiron Knight.
Ein preussischer Großindustrieller, der sich in Amerika den Ruf eines Helden erarbeitet. Das ist ein bisschen General von Steuben, aber vor allem Alfred Krupp – der ja auch wie Tony Stark ein Waffenfabrikant war. Ebenfalls hochgradig dampfpunkig.
Schön, dass Chet die meisten Helden in Europa verortet hat. Justice League und Avengers haben nämlich immer so einen Hauch von amerikanischem Exzeptionalimsus, und der macht mir beim Lesen keinen Spaß. Ich verstehe nämlich einfach nicht, weshalb Hulk, Thor, Spiderman und Wolverine sich von einem reaktionären Frisbeespieler anführen lassen. Dann wenigstens richtigen Imperialismus mit Frack und Zylinder. Der ist wenigstens vorbei.
Mehr davon, wenn die ganze Box bei mir angekommen ist.
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