The Gospel of John
Anlässlich des morgigen Tages will ich euch mal eine kleine Geschichte aus der Beable erzählen. Es war im Jahre 1960, am 16. August, einem Dienstag. An jenem Tag begann ein junger Mann aus Liverpool damit, erwachsen zu werden. Und erwachsen bedeutete: Ein großer Musiker. Er hatte bis dahin mit seinem besten Freund Stuart und zwei weiteren Burschen zwar schon ein bisschen Musik gemacht, war mit seiner Skiffletruppe aber nur im kleineren Kreis zur Berühmtheit gelangt. Und das, obwohl sein Freund Paul für einen Siebzehnjährigen schon ganz ordentlich singen konnte.
Ein paar Tage vor diesem besagten Dienstag bekam die junge Band also Besuch von einem älteren Herrn, der im Auftrag seines Geschäftspartners aus Übersee ein paar neue und talentierte Musiker suchte. Die Jungs hatten zu diesem Zeitpunkt wie gesagt bereits einige interessante Auftritte hinter sich, aber die ganz runde Sache war das wohl noch nicht. Erst vor ein paar Wochen zum Beispiel, da hatten sie nach einem Auftritt aus einem heruntergekommenen Hotel türmen müssen, weil sie das Zimmer nicht bezahlen konnten. Dem Ruf des alten Mannes wollten die Vier also nur zu gerne folgen. Es gab da nur ein kleines Problem: Die Auftritte waren nicht in Liverpool, sondern in Hamburg.
Das war natürlich aufregend, und wo ein Wille ist, da ist bekanntlich auch ein Ticket für die Fähre. Aber ein paar Jugendliche mit guten Absichten verlassen nicht so einfach über Nacht ihre gewohnte Welt. Insbesondere bei dem jungen George stellte sich das Gesetz in den Weg, da er mit seinen 17 Jahren dem Staat in puncto Selbstverwirklichung noch ein Dorn im Auge war. Aber – der Rock & Roll macht es möglich – ein wenig Delinquenz hilft in gewissen Kreisen ja ungemein, den Marktwert zu steigern. Dessen eingedenk brach man also über Nacht die heimischen Zelte ab, setzte über die große Wasserschwelle und schwindelte sich vor den deutschen Behörden ins heiratsfähige Alter.
Eine neue Welt.
Die Ankunft im Viertel des Heiligen Paulus war eine zweite Geburt. Noch in England hatte man sich mit einen fünften Mann fürs Schlagzeug besorgt und einen neuen Namen gegeben, der als eine spaßige Buddy-Holly-Referenz gedacht war. Die Deutschen verstanden das zwar nicht, aber eine englische Kapelle mit feschen Burschen und Negermusik kam immer gut an. Man war jung, man war neu, man war angesagt. Wie die Teufel spielten die fünf also in heruntergekommenen Animierbars, standen bis zu neun Stunden am Tag auf der Bühne und verloren sich fast im Strudel dieser ganz eigenen, seltsamen neuen Welt. Hatten ihnen in Liverpool noch Gleichaltrige, Fans und Musikbegeisterte zugehört, spielten sie nun vor kernigen Seemännern, Alkoholikern und halbseidenen Geschäftsleuten. Ganz wie beim Vorspiel eines Major Labels, sieht man mal von den Seemännern ab.
Die fünf fabelhaften Freunde passten sich der neuen Umgebung jedoch geschmeidig an. Wenn man ihren Geschichten glauben schenken mag – und wer möchte das nicht! – müssen es viele Prüfungen gewesen sein, die sie in dieser kurzen Zeit zu bestehen hatten. Sie trafen auf viele interessante Menschen, die ihnen wertvolle Ratschläge für ihre öffentliche Auftritte gaben. Sie schnitten sich die Haare, kleideten sich in schnieke Anzüge und gaben sich mondän. Manche ihrer Lieder spielten sie sogar in der fremden deutschen Sprache. „Hier in Hamburg“ sprach unser junger Mann später, als man ihn bereits allerorts wie einen Helden feierte, „und nicht in Liverpool bin ich wirklich erwachsen geworden.“
Vor allem Stuart hatte es gut getroffen. Er hatte sich in eine junge Fotografin verliebt, und wollte nun mit ihr in Hamburg leben. Der Rest hatte sich mit dem gleichaltrigen Richard angefreundet, der die Band wegen ihrer erfolgreichen Auftritte ein kleines bisschen bewunderte, obwohl er als Schlagzeuger selbst in ganz ähnlichen Clubs spielte. So half man sich aus und gewöhnte sich schon mal aneinander. Und das war gut, denn Richard sollte später in England bei ihnen die Aufgabe des Schlagzeugers übernehmen.
Das Ende als Anfang.
Die aufregende Zeit in Hamburg wäre wohl so schnell nicht zu Ende gegangen, wenn nicht Vater Staat wie ein dunkler Schatten sein Haupt erhoben hätte. Ende des Jahres 1960, nur ein paar Monate nach ihrer Ankunft in Deutschland, wurde der Band die kleine Lüge von damals zum Verhängnis. George wurde für seine Jugendarbeit mit Ausweisung bestraft. So flüchtete man aus Hamburg in die Heimat, hatte aber Wichtiges aus diesem fremden Reich mit nach Hause genommen: Stuart fand seine Muse, die Band einen neuen Schlagzeuger und die Welt ihren neuen Sound.
Am 9. Oktober 2010 wäre John Lennon 70 Jahre alt geworden.
Meine Zeit als fanatischer Beatles-Fan liegt ja nun schon ein paar Jahrzehnte zurück, aber ich würde trotzdem sagen, Du hast Dich um einen Tag verzählt.
Hätte ich mal nachgezählt. Aber ich habe mich tatsächlich auf eine Quelle verlassen, die sich als falsch herausgstellt hat. Danke für den Hinweis!
I never thought I would find such an everyday topic so eniharlltng!
I’m impressed, I must say. Really rarely do I encounter a blog that’s each educative and entertaining, and let me let you know, you could have hit the nail on the head. Your concept is excellent; the issue is one thing that not sufficient people are speaking intelligently about. I’m very happy that I stumbled throughout this in my search for something relating to this.